Rocktimes (German)

Der Kanadier ist Schriftsteller und Musiker. 

Wen wundert es also, dass die Texte seiner Platte “Ours And The Shepherds” (2007), übrigens seine insgesamt dritte, allemal lesens- und hörenswert sind. 

Brooks kann sowohl die Saiten zum Klingen bringen, als auch mit den Tasten verschiedener Instrumente umgehen. 

Ist Brooks ein neuer Bob Dylan? 

Der Kanadier selber sagt zu seiner Musik: »I want my songs to be three and a half-minute pills which, if digested, induce upon the listener empathy toward others.« 

Mit seinem vorliegenden Album beleuchtet er, selbstverständlich aus kanadischer Sicht, die Geschehnisse vom Ersten Weltkrieg bis hin zu Afghanistan. 

“Ours And The Shepherds” verdankt er eine Nominierung als bester Songwriter bei den Canadian Folk Music Awards. 

Bevor er sich auf eigene musikalische Beine stellte, spielte er bei The Norge Union und bis zu diesem Zeitpunkt hatte er sich das Gitarre- sowie Piano-Spielen als Autodidakt beigebracht. 

Nach der Band-Auflösung im Jahr 1995 reiste der durch Polen, Irland, Kroatien und Bosien-Herzegowina. 

1998 kehrte er nach Kanada zurück und viele seiner Reise-Eindrücke verarbeitete er in “Ours And The Shepherds”, dessen Titel aus einem Statement von der Journalistin Dorothy Day stammt: »Whose fault is it? Ours And The Shepherds.« 

Da sind die Rollen eindeutig zugeteilt und in Brooks’ ‘Drehbuch’ für seine Platte wird das mehr als deutlich. 

Er schlüpft in die Rolle des Spiegel-Vorhalters sowie Gewissens und nichts anderes macht seine oben bereits erwähnter berühmte ‘Bruder’. 

Für lediglich drei Nummern fährt Jon Brooks großes Besteck in Form von mehreren Begleit-Musikern beziehungsweise Sängern auf. In diesen Tracks hören wir dann auch Instrumente wie Lap Steel, Akkordeon, Orgel oder einmal ein Waldhorn. 

Es gibt ja Leute, die den Standpunkt vertreten: »Mich interessiert nicht eine Zeile Text. Was zählt, ist die Musik!« 

OK, selbst wenn man “Ours And The Shepherds” auf die Musik reduziert, bleibt unter dem Strich immer noch ein hervorragendes Singer/Songwriter-Album der intimen Art übrig und das Booklet mit seinen Bildern dient dann halt nur als illustrative Manifestierung seiner Absichten. Auch so kommt man nicht um die ernüchterden Darstellungen der beschriebenen Situationen herum, denn es finden sich einige Fotos von seinem Bosnien-Aufenthalt im 16-seitigen Heftchen. 

Gleich bei den ersten drei Songs begleitet ihn an der Orgel Declan O’Doherty, der schon für Cat Stevens, Rush oder zum Beispiel Renaissance gearbeitet hat. Ein ganz versierter Mann, der natürlich für Akzente sorgt. So kommt er im Opener “Jim Loney’s Prayer Part I” mit einem Spinett-Sound rüber, der dem Track eine ordentliche Portion Intensität verpasst. 

Überhaupt sind die Kompositionen sehr gut arrangiert. Auch unter diesem Aspekt ist Brooks’ CD eine höchst gelungene Angelegenheit. 

Wie viel »How many roads…« hat es nicht schon gegeben. Brooks ist sie sicherlich während seiner oben erwähnten Reise gegangen und hat die ernüchterde Kriegszenerie eben nicht nur zur Kenntnis genommen. 

Auf die Textzeile aus “Blowin’ In The Wind” kommt man, wenn Brooks sowie O’Doherty “Mimico” und “Tajik Boy” anstimmen. Gerade letzter Song hat starke Dylan-Momente, weil der Protagonist, im Gegensatz zu “Mimico”, wo er das Harmonium spielt, zur Harp greift. 

Brooks hat eine beeindruckende Stimme, die ein klein wenig rau klingt und wenn er sie erhebt, hat das etwas von der groberen Seite des Reibeisens. 

Akkordeon, Lap Steel, Drums, Kontrabass… er fährt groß auf. Auch so geht es klasse, wenn sich mehrere Instrumente in einem Song zum Stelldichein treffen. 

Ach ja, und dann singt da auch noch eine gewisse Suzie Vinnick., die wohl auch einen Stephen Fearing (Blackie And The Rodeo Kings) beeindruckt hat, denn sie singt auf seiner CD “Yellowjacket” die Backing Vocals. 

Gleich im folgenden “Auction Days” kann sie sich nochmals in Szene setzen, denn Brooks sowie Vinnick singen nur zur akustischen Gitarren-Begleitung. Na ja, Vinnick und singen? Ihr Beitrag besteht hier eher aus Summen. Dafür kann man sich von Brooks verdammt guten Gitarren-Spiel überzeugen. 

Dennoch, in weiteren Songs ist dann richtig dabei und man kann sich ein Bild von ihrer tollen Stimme machen, die einen guten Kontrapunkt zu seiner setzt. 

Wenn schon zwei Songs das Wort ‘Prayer’ beinhalten, sollte man sich auf keinen Fall “The Padre” entgehen lassen, denn hier wird der Kanadier zu einem echten Prediger und man spürt sein Engagement ganz besonders. 

Ganz besonders ist auch die komplette CD “Ours And The Shepherds”, bis zu den letzten Tönen von “In Flanders Fields”, einem krönenden Abschluss. 

-Joachim ‘Joe’ Brookes 

http://www.rocktimes.de/gesamt/b/jon_brooks/ours_and_the_shepherds.html 
March, 2009